Nach einer Pause bin ich wieder zurück mit dem Thema Pause! Pause? Ja, bitte. Das sage ich jetzt, denn vor nicht allzu langer Zeit, da waren (bewusste) Pausen gar nicht auf meinem Radar. Alles was mir zum Pausieren stichwortartig einfiel war: zeitverschwendend, unproduktiv, ineffizient. Was in Schulzeiten ein ganz normaler Bestandteil war - eingeläutet durch die Schulglocke - ging mir später irgendwie verloren. Vor allem als es plötzlich um Selbstorganisation, -verantwortung, und -strukturierung ging. Viel beliebter in meinem Denk- und Sprachgebrauch wurden dann pausenlos Sätze wie:
"Das geht sich noch aus.“ "Das mach‘ ich jetzt auch noch.“ "Ah, wenn ich schon dabei bin kann ich das jetzt auch noch machen!“ "Damit das erledigt ist.“ "Noch nicht genug!" "Denk nach. Denken! Denken! Denken!" und "Schlafen kann ich wenn ich tot bin.“
Keine Frage, ich liebe ✔ "erledigt"! Das hat sich vor allem dadurch ausgedrückt, dass ich mich mithilfe der App Todoist bis zur "Erleuchtung" leveln wollte. Obwohl die oben genannten Sätze also durchaus sinnvoll sein können, sind Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen: Irgendwo zwischen diesen Sätzen passierten Malheurs, ich stolperte vom Einen ins Andere und eine Stimme rief leise aus dem Off: „Pause!“ Mittlerweile weiß ich, so kleine Pausen können gut tun mit neuer Kraft, und klarem Kopf (Wichtiges wird von Unwichtigem getrennt) an Sachen heranzugehen. Auch hier am Blog.
An dieser Stelle interessiert mich insbesondere der Zusammenhang zwischen Pause und Kreativität. Über die Zeit habe ich also begonnen Zitate und Texte zu dem Thema zusammenzutragen - als kleine Denkzettel. Für mich und alle, die sich eine Erinnerung oder sogar eine Legitimation für Pausen erhoffen, hier nun meine beliebtesten Zitaten und Passagen: Voilà! Ein Plädoyer für die Pause. So viel gleich vorweg: der Text hat Überlänge. Ich empfehle daher Pausen zu machen und immer wieder hierher zurück zu kehren. ;)
Seid ihr noch da? So mancher wird beim Thema "Pause" den "weiter lesen"-Button gemieden haben; Selbständige, Eltern, Alleinerziehende, Menschen mit All-in-Verträgen, etc. würden mir jetzt wahrscheinlich gerne eins mit der Realitätskäule überziehen: „Pausen?! Unmöglich.“ „Balance?! Ein Mythos.“; und ich höre Max Giesinger wie er mir ins Ohr trällert „…doch ihr Tag lässt keine Pause zu…“
Was ist aber unter einer Pause zu verstehen?
Wie gestaltet man sie, oder ist es eben das Nicht-Gestalten, was eine Pause ausmacht?
Duden erklärt: "Pause, die":
"Kürzere Unterbrechung einer Tätigkeit, die der Erholung, Regenerierung o. Ä. dienen soll"
Unterbrechung zur Regeneration. Aha!
"Da wir uns nicht länger als 45 Minuten konzentrieren können, machen wir heute zu wenig Pausen" ,
schreibt Frank Berzbach in "Die Kunst ein kreatives Leben zu führen" und empfiehlt fast schon wieder eine Aufwertung der Rauchpause, aber in jedem Fall eine Tasse Tee zwischendurch.
Oft merke ich, wie ich - gerade wenn mal nichts weiter geht - versuche mich durchzupushen, was sicher manchmal notwendig ist, aber gerade beim Schreiben zu hervorragenden, jedoch unbrauchbaren Knotenbindungen im Hirn führt. Da bin ich eines Tages auf den großartigen Satz von Eva Karel gestoßen, den ich bis heute wie einen kleinen Schatz im Oberstübchen aufbewahre...nach einem kurzen Spaziergang in den Wald teilt sie am Blog ihre Erkenntnis:
"Kurze Zeiteinheiten, Pausen und Leerlauf. Das Spannende ist nämlich: Während des vermeintlichen Leerlaufs feiern die Synapsen Kirtag. Da wird im Unterbewussten verflochten und verknüpft, was mit reiner Konzentrationsleistung am Computer gar nicht zu erreichen wäre."
"Bei Leerlauf feiern die Synapsen Kirtag" Was. für. ein. cooler. Satz. Nichts war danach wie vorher. ;)
Im writerstudio in der Pramergasse in Wien wird u.a. unter ihrer Leitung ein Schreibtreff mit dem Namen "Schreibcafé mit Easy Yoga" angeboten. Das Ziel: durch Strecken und Dehnen die Ideen sprudeln zu lassen und den Schreibfluss anzuregen.
*Vogelgezwitscher einfügen*
Apropos Yoga...die Yogapraxis stellt zwar eine willkommene Auszeit vom Alltag dar, jedoch spiegelt sie auch eben diesen täglichen Rhythmus wider: zuerst sind wir aktiv, gehen idealerweise kraftvoll und mit Leichtigkeit durch eine Übung, erkennen dabei, dass nicht jeder Tag gleich ist, strecken und dehnen uns, um uns dann zu entspannen. Savasana, die Endentspannungshaltung wird schon mal als die wichtigste bezeichnet:
"This is the most important moment. This is the time when we allow the body to receive. The integration of body mind and spirit is happening right now" (Maya Fiennes)
Nur: gilt es zuvor eine Aktivität oder ein (neues) körperliches Muster auszuführen, welches dann integriert werden kann. Wer ausschließlich Pause macht wird womöglich bald erkennen, das sei auch nicht das Gelbe vom Ei. Wobei...?! :D Ich zumindest kann mittlerweile von mir behaupten, dass nach jeder bewusst genossenen Pause ein Bedürfnis in mir aufsteigt, mit neuen Ideen ans "Tun" zu gehen. Ich brauche diesen Wechsel...
“Rest nurtures creativity, which nurtures activity. Activity nurtures rest, which sustains creativity. Each draws from and contributes to the other.” (Kim John Payne, Simplicity Parenting)
Wobei sich jeder am besten erholen kann gilt es herauszufinden, weil individuell. Auch wenn es mich voll entspannt Menschen beim Serviettenfalten auf You-Tube zuzusehen, Pause bedeutet für mich oft weg vom PC, Auszeit von Social Media, dem Hirn ein bissl Ruhe gönnen. Auch mal mit einem Power-Nap.
Das ist, was ich in meinem Urlaub im April speziell integriert habe, mit ein paar Tagen offline-onlife mit der family in der Natur und einem Zeichenworkshop.
"Im Offlinemodus ist man am ehesten empfänglich für neue Inspiration und kreative Impulse"
so Caroline Buijs in der Flow Februar-Ausgabe.
Arianna Huffington ("The Sleep Revolution"), spricht sich nach ihrem Burn-Out offen für Pausen aus. Sie beginnt laut Flow (Nr. 16) ihren Tag statt dem Blick auf's Handy mit einer 20-minütigen Meditation und vertraut nun darauf, dass ihre Leistung sich sogar noch verbessert, wenn sie nicht nur arbeitet, sondern sich auch mal erholt.
Bei all der Pausenbegeisterung ist mir klar, dass das alles nicht immer möglich ist. Oft tun's aber auch schon die ganz subtilen Pausen, die von außen unmerklich von statten gehen: ein genüssliches Durchatmen, ein kurzes gedankliches "Stopp", ein Ausdehnen der Zeit zwischen Reiz und Reaktion. Auch das Erkennen und Mitteilen von Bedürfnissen kann hilfreich sein seine Batterien nicht so schnell zu entladen, sodass man sich eine längere Auszeit zur Regeneration nehmen müsste.
Aber: Es heißt nicht umsonst "sich eine Pause nehmen"...
"Wer in unserer Welt mit all ihren Ablenkungen und Anforderungen darauf wartet , dass sich von alleine die Gelegenheit für eine Pause ergibt, der wird ewig warten.", so Huffington.
Bei mir stehen jetzt viele Ideen in den Startlöchern und drängen nach draußen. Bei der Umsetzung werde ich zwar immer wieder einen Schritt zurücktreten, Dinge sein lassen, hinterfragen, alles auf den Kopf stellen. Aber es hat einen guten Grund, warum ich mache, was ich mache und dabei lasse ich mich ab jetzt von folgendem Satz leiten:
"When tired, learn to rest. Not to quit."
Was meint ihr, ist das ein wichtiges Thema oder total uninteressant?
Woran merkt ihr, dass eine Pause notwendig ist?
Nehmt ihr euch eine Pause, wenn das Bedürfnis aufsteigt? Wenn nicht, warum? Was oder wer hindert euch daran?
Wobei könnt ihr euch am besten erholen?
Für mehr Pauseninspiration und Motivation besucht meine Pinterest-Pinnwand "Pause!", die ich dazu eingerichtet hab' und wenn ihr wollt, teilt eure Erfahrungen - ich bin gespannt!
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Leni (Mittwoch, 21 Juni 2017 08:39)
Ich bin wieder einmal begeistert von deinen Ausführungen und deiner tollen Sprache, beneidenswert. Beim Lesen deiner Gedanken, ich war gerade in der Straßenbahn untertwegs, musste ich manchmal laut auflachen :-). Vor allem bei: die Synapsen feieren Kirtag, köstlich.
Pause ist für mich manchmal, einfach zu sitzen und Löcher in die Luft zu starren, am Balkon :-).
Sophie (Samstag, 24 Juni 2017 10:25)
DANKE Leni für deinen lieben Kommentar! Ja, den Satz mit den Synapsen, die bei Leerlauf Kirtag feiern, von Eva Karel mag ich auch besonders gern und Balkonien ist wirklich ein top Pausenraum, hoffe du kannst ihn gut nutzen bei der Hitz'! :D ;)
Steffi (Sonntag, 25 Juni 2017 19:05)
Ich finde den Artikel auch sehr gelungen! Ist ja ein Thema, dass zu unseren PhiloSOPHIE-Treffen sehr gut passt - ToDo's �
Ich brauche Pausen und kurze Einheiten (der ToDo's), denn sonst sinkt meine Konzentrationsfähigkeit enorm. Pausen muss ich mir dann ganz bewusst nehmen- "leider" meistens dann aber mit Handy&Co- wäre noch zu optimieren �
Sophie (Freitag, 30 Juni 2017 23:40)
Hey Steffi! Danke!! Ja, stimmt über die To-Do's haben wir erst letztens geredet. ;) Ich find's super, dass du für dich festgestellt hast, dass du kurze Einheiten und mal Pausen brauchst um alles gut erledigt zu bekommen. Das mit dem Handy würde ich jetzt nicht so streng sehen. ;) So manche Tätigkeit am Handy kann auch voll entspannend sein und es soll ja außerdem alles kein Zwang werden...von Volker Kitz und Manuel Tusch hab' ich mal den Satz gelesen: "Neben den Erfolgszwang und den Perfektionierungszwang tritt der Zwang zum Ausgleich" - das wollen wir ja auch nicht. :D :*